Fabrik China, Eurogant
Der Aufbau unserer eigenen Produktionsstätte in China
1993 entschied Hestra, in China seine eigene Produktionsanlage aufzubauen. Für die Entwicklung des Unternehmens handelte es sich um einen wichtigen Schritt.
Es war sicherlich eine spannende Zeit, als Lars-Olof Magnusson im Jahr 1965 zum ersten Mal nach China reiste. Er hatte gerade das Familiengeschäft Hestra von seinem Vater Martin Magnusson übernommen. Zusammen mit einer Delegation aus der schwedischen Geschäftspartnern besuchte er Produktionsanlagen in diesem asiatischen Land – zu dem Zeitpunkt völlig unbekanntes Terrain für ihn und die meisten anderen Geschäftsinhaber der Gruppe. Sie waren neugierig und gespannt über die Möglichkeiten: Wie sahen Fabriken in der Volksrepublik aus? Was konnten sie lernen? Und wäre es vielleicht möglich, hochqualitative Småland-Handschuhe in China herzustellen?
Ja, es war tatsächlich möglich. Sowohl auf dem chinesischen Festland als auch auf der Insel Taiwan fand Hestra schnell passende Manufakturen. Seit den 1970ern arbeitet das Unternehmen mit Herstellern zusammen, die den hohen Anforderungen an Qualität und Arbeitsbedingungen von Hestra gerecht werden. Eine lange Zeit später, im Jahr 1993, eröffneten die Söhne von Lars-Olof, Svante und Claes Magnusson, zusammen mit ihrem langjährigen taiwanesischen Geschäftspartner Chao Hsi Chung ihre erste eigene Produktionsanlage in China.
Die Fabrik wurde etwa zwei Stunden westlich von Hong Kong in der Region Guangzhou errichtet, mit guter Anbindung in die Großstadt und zum wichtigen Hafen. Heute beschäftigt Hestra Eurogant – eine von vier weltweiten Hestra-Fabriken – ungefähr 40 Mitarbeiter und stellt pro Jahr zwischen 300.000 und 400.000 Paar technische Sporthandschuhe her.
Starker Anreiz für eine eigene Fabrik
Die Entscheidung, wieder auf eine eigene Produktion zu setzen, beschreibt Svante Magnusson, Seniorchef, als wichtigen Schritt in der Entwicklung des Familienunternehmens:
„Während mein Großvater Handschuhe für Holzfäller produzierte, um seine Familie zu ernähren, beschritt die zweite Generation neue Wege: das Unternehmen wuchs, Skifahrer wurden als neue Zielgruppe identifiziert und gleichzeitig wurde es notwendig, Produktionspartner im Ausland zu finden – schlichtweg aufgrund des Mangels an qualifizierten Nähern in Schweden“, erklärt er.
„Während meiner und Claes Zeit im Unternehmen wollten wir immer mehr Handschuharten mit diversen Funktionen entwickeln, um die von uns identifizierten Bedürfnisse auf dem Markt abzudecken. Es war wichtig, dass die in Schweden entworfenen Designs mit der Produktion Hand in Hand gingen. Außerdem wollten wir eine direkte Kommunikation zwischen dem Entwicklungsteam in Småland und unseren Herstellungsanlagen in Übersee sicherstellen.“
Laut Svante Magnusson lag ein weiterer Hauptanreiz für eine eigene Fabrik für Hestra darin, mehr Kontrolle und Einfluss über die Lieferzeiten, Produktqualität, Umweltfaktoren und Arbeitsbedingungen zu gewinnen. Außerdem konnte so sichergestellt werden, dass alle firmeninternen Innovationen im Unternehmen bleiben und nicht bei einem Konkurrenten landen, der Handschuhe vom selben Hersteller produzieren lässt.
Wissen, Know-how und Qualität
Chao Hsi Chung arbeitet weiterhin als Geschäftsführer von Hestra Eurogant. Seitdem er Lars-Olof Magnusson im Jahr 1976 auf der ISPO Sportmesse in München traf, hat er mit drei Generationen der Magnusson-Hestra-Familie zusammengearbeitet. Bei Hestra wird er für sein Wissen über die Handschuhproduktion und seinen Beitrag zu Hestras eigenen Herstellungsvorgängen hochgeschätzt.
„Ich weiß so gut wie gar nichts über Handschuhe“, gibt Chao Hsi Chung zu.
Er glaubt, dass es die anderen Kenntnisse sind, die er in seinen fast 15 Jahren in der Industrie gelernt hat, die wirklich zählen: ein Blick für Qualität, die Fähigkeit, mit dem Management, Designern und Nähern Diskussionen zu führen und Lösungen zu finden, und das notwendige Fachwissen, um die Produktion, Lagerbestände und Logistik effektiv zu organisieren. Und Chao Hsi Chung ist nicht der einzige, der mit seiner Erfahrung in der Fabrik einen Beitrag leistet:
„Viele unserer Mitarbeiter arbeiten schon seit über 20 Jahren hier. Wir konnten viele Beschäftige langfristig binden, und dafür sind wir wirklich dankbar“, sagt er.
„In China ist es heutzutage keine Selbstverständlichkeit, dass Menschen sich für einen Job in einer Fabrik entscheiden, statt in einer Bank, einem Hotel oder einem anderen Dienstleistungsunternehmen zu arbeiten. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir so viel Handwerks-Know-how bei uns im Unternehmen haben, und dass wir qualifizierte und engagierte Mitarbeiter langfristig binden konnten.“
Das liegt zum einen daran, dass das Unternehmen seinen Mitarbeiten gute Arbeitsbedingungen hinsichtlich der Entlohnung, Arbeitszeiten und der physischen Arbeitsstätte anbietet. Die Fabrik hat sich der BSCI (Business Social Compliance Initiative) angeschlossen, einer internationalen Organisation, die seit 2016 die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie prüft.
Chao Hsi Chung beschreibt auch, wie die innovative und auf Qualität fokussierte Denkweise bei Hestra vom ersten Tag an die Produktion in der Fabrik gestaltet hat:
„Die Schweden wollen ständig alles aktualisieren – Produkte, Prozesse und Normen.“
Seit 2018 ist Hestra Eurogant nach den globalen Standards ISO 9001 und ISO 14001 zertifiziert, welche Qualität und die Umwelt abdecken. Jedes Jahr wird detailliert darüber berichtet, inwiefern das Unternehmen die Kriterien erfüllt. In der Fabrik arbeiten zwei Mitarbeiter separat an der Qualitätssicherung und Zertifizierung.
„Diese Voraussetzungen stellen sich gelegentlich anfangs als schwierig heraus, aber sie waren sehr wichtig und haben uns geholfen, eine internationale Spitzenfabrik zur Handschuhfertigung aufzubauen.“
Ein Vorbild für andere
Obwohl die Fabrik die kleinste Produktionseinheit des Unternehmens ist, spielt sie eine zentrale Rolle für ganz Hestra. Durch die Möglichkeit, zusammen mit Chao und erfahrenen chinesischen Mitarbeitern unsere Produkte und Produktion in einer eigenen Fabrik zu entwickeln, hat für Hestra die Voraussetzungen geschaffen, eine der weltweit führenden Marken für alpine Skihandschuhe zu werden. Außerdem erwies sich das Produktionswissen, das sich Hestra durch seine erste eigene Produktionsanlage außerhalb Schwedens angeeignet hat, als äußerst wertvoll für den nachfolgenden Aufbau von weiteren eigenen Fabriken in Ungarn und Vietnam.
„Wir haben Chao viel zu verdanken“, sagt Anton Magnusson, der nun in der vierten Generation das Familienunternehmen leitet – und immer noch erfolgreich mit dem Geschäftsfreund seines Großvaters von der ISPO 1976 zusammenarbeitet.